Unternehmensnachfolge
| 25. Juni 2018 | Wirtschaft & Steuern
Unternehmensnachfolge
Kann die Betriebsübergabe ein
multitaskingfähiger Vorgang sein?
Der Umgang mit und die Herangehensweise an das Thema Betriebsübergabe haben sich in letzter Zeit sehr zum Positiven verändert, sind moderner und offener geworden. Viele Übergeber sehen die Nachfolge nicht mehr als bitteren Schlusspunkt, sondern als Krönung ihrer Unternehmerlaufbahn. Was sind die Gründe für eine wachsende positive Einstellung zur Unternehmensnachfolge und wie können Sie die Betriebsübergabe für sich arbeiten lassen – ganz im Sinne von multitaskingfähig, dem Erledigen von mehreren Aufgaben gleichzeitig?
Der Käufermarkt wächst
Nach Jahren der Verunsicherung über die neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen und deren konkrete Auswirkungen auf die Branche der Versicherungsmakler entwickelt sich nunmehr ein neuer und größerer Käufermarkt. Die Optionen im Rahmen der Betriebsnachfolge werden mehr und vielfältiger!
Mehr Käufer drängen auf den Markt. Neben den bisher gängigen Nachfolgemodellen, wie der Familiennachfolge – mit ca. 50% immer noch Nummer 1, wenn auch stark reduziert (vor mehreren Jahren noch über 70%) - und der Übernahme durch Partner oder Mitarbeiter drängen neue Käufer auf den Markt. Einerseits war die Bereitschaft von Maklern, andere Maklerunternehmen oder deren Bestände zu kaufen noch nie so hoch, andererseits versuchen auch Versicherungsunternehmen durch Zukauf von Beständen oder Maklerunternehmen über die hauseigene Maklergesellschaft zu wachsen. Zudem sehen neben großen Kooperationen auch Investoren die Versicherungsvermittlung als attraktiven Markt.
Die steigende Anzahl an Kaufinteressenten, aber auch die zunehmende Klarheit, wie die Branche in Zukunft mit den neuen, spezifischen Herausforderungen umgehen wird, tragen zu einer Preissteigerung bei. Als wichtigste Preisfaktoren stellen sich für uns die bestehende Qualität des zu kaufenden Unternehmens und im gleichen Ausmaß auch der Prozess der Übertragung dar. Diese beiden Qualitätsfaktoren sind eine der wesentlichsten Stellschrauben bei der Höhe des Kaufpreises.
Die Vielfalt der Käufer wächst und damit auch die Vielfalt der möglichen Nachfolgemodelle. Wesentlich für die Übergeber ist, die eigenen Zielsetzungen, Möglichkeiten und Potenziale zu kennen. Deshalb ist es wichtig, rechtzeitig mit den Überlegungen in Richtung Nachfolge zu beginnen – den Sieger erkennt man am Start!
Es gibt immer mehr Möglichkeiten als Sie denken! Nehmen Sie sich die Zeit, am besten Jahre vor der eigenen Pensionierung, um über Ihre Vorhaben, Möglichkeiten und die Auswirkungen, als auch über die dafür notwendigen Schritte nachzudenken – am besten mit professioneller Begleitung. Viele Modelle brauchen für die erfolgreiche Umsetzung ausreichend Zeit. Einige Themen in diesem Zusammenhang sind die Suche, das Finden und die Entwicklung geeigneter Nachfolger, das „Schmücken der Braut“, die entsprechenden Bestands- und/oder Unternehmensanalysen, das Führen von Verhandlungen, die Berücksichtigung von steuerlichen Aspekten und etwaige Änderungen der Unternehmensrechtsform, die qualitative Übertragung der Kunden und Bestände und viele mehr.
7 auf einen Streich, oder die Multitasking-Nachfolge
Die wesentlichsten Gründe vergangener Betriebsnachfolgen waren fast ausnahmslos die alters- oder gesundheitsbedingte Pensionierung des bisherigen Maklers. Warum nicht die Nachfolge unter anderem auch dazu verwenden, um mehrere anstehende Themen zu erledigen?
In diesem Zusammenhang werden seit kurzem oftmals mehrere Punkte genannt, deren Erledigung bzw. Umsetzung Kopfzerbrechen bereitet:
■ IDD
■ Datenschutzgrundverordnung
■ Digitalisierung
■ Verändertes Kundenverhalten
■ Sicherung des Lebenswerkes
■ Optimierung der Steuer
■ Mein Leben danach….
Oft sind die beiden Themen „verändertes Kundenverhalten“ und „Digitalisierung“ bei bestehenden, älteren Maklern nicht unmittelbar spürbar, da das Kundenklientel zumeist in der eigenen Altersgruppe liegt und auch deshalb keine „modernen, digitalen Erwartungen“ an den Versicherungsmakler ihres Vertrauens bestehen.
Die anstehenden bzw. teilweise schon eingetretenen Veränderungen lassen sich jedoch nicht aufhalten. Deren Nichtbeachtung hat große Auswirkungen auf den Verkaufspreis bis hin zur Verkaufsfähigkeit des Maklerunternehmens.
Die Veränderungen in der rechtlichen Situation und viele neue Impulse im Unternehmensumfeld werfen bei Makler folgende essentielle Fragen auf:
■ Möchte ich mir die Umstellung und die damit verbunden Veränderungen noch als Einzelkämpfer antun?
■ Welche Anforderungen und neuen Möglichkeiten in diesem Zusammenhang gilt es zu berücksichtigen?
■ Welche Investitionen an Zeit und Geld sind zu setzen und habe ich die notwendigen Ressourcen?
■ Soll ich mir das überhaupt noch antun, oder wäre es sinnvoll, jetzt einen Partner zu finden und zumindest einen Teil dieser notwendigen Maßnahmen zu übertragen?
Innovative und moderne Verkaufsansätze können hier hilfreiche Lösungen bieten – dies bis hin zu einer Weiterbeschäftigung des Maklers oder einer schrittweisen Übergabe, verbunden mit einem langsamen Rückzug.
Wenn Sie so wollen – Sieben auf einen Streich! Es lohnt sich, diese Möglichkeiten mitzudenken.
- Stichworte:
- ausgabe 02/18
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