Schulter an Schulter
| 13. Juni 2019 | Intern
Schulter an Schulter
■ AssCompact und der ÖVM haben darüber informiert, dass sie künftig enger zusammenarbeiten wollen. Was sind die Kernthemen der künftigen Zusammenarbeit?
Ing. Alexander Punzl: Wir kennen uns schon viele Jahre und waren in gewissen Bereichen, etwa bei den Messen und Awards, Mitbewerber. Die Zeiten haben sich geändert. In Zeiten von IDD und Co. sollte der ÖVM in Zukunft seine ganze Energie in andere Themen stecken, nämlich die Aus- und Weiterbildung und die viel intensivere und umfassendere Unterstützung unserer Mitgliedsbetriebe in ihrer täglichen Arbeit und bei ihren Problemen. Messe und Awards sind eine Kernkompetenz von AssCompact, die nicht mehr zu unseren Themen zählen sollte.
Franz Waghubinger: AssCompact will die Branche vernetzen und allen Marktteilnehmern eine Kommunikationsplattform bieten. Dabei haben sich der Trendtag, die Symposien und zuletzt auch die Beratertage sehr positiv entwickelt. Wir möchten den ÖVM dahingehend unterstützen, dass er sich wieder verstärkt seinen Maklern bei der Weiterbildung und diversen Problemen widmen kann. Warum? Weil die Maklerschaft aufgrund der Gesetzgebung, der Digitalisierung und sonstiger Entwicklungen durchaus mehr Unterstützung benötigt. In einer Branche, die aus sehr vielen Klein- und Kleinstbetrieben besteht, ist ein starker Verband wie der ÖVM ganz wichtig.
■ Was versprechen Sie sich von dieser Kooperation? Worauf werden AssCompact/der ÖVM künftig den Fokus legen?
Ing. Alexander Punzl: Der ÖVM erwartet sich von der Kooperation, dass sie unseren Verein noch stärker in die Köpfe unserer Kolleginnen und Kollegen in der Maklerschaft bringt. Es soll noch besser gezeigt werden, was der ÖVM kann, wofür er steht und wo er unterstützen kann. Um noch stärker am Markt agieren zu können, wollen wir unsere Mitgliederanzahl stark erhöhen. Diese Ziele können wir in Kooperation mit AssCompact wesentlich leichter erreichen als alleine. Wir wollen unser Profil schärfen und Probleme aufzeigen. Mit einem starken Medienpartner wie AssCompact an der Seite können wir einen lückenlosen und viel breiteren Informationsfluss gewährleisten.
Franz Waghubinger: Bei unseren Veranstaltungen mit Fokus auf maklerrechtlichen Themen erwarten wir uns fachliche Unterstützung seitens des ÖVM. Ein Beispiel ist der maklerrechtliche Workshop beim Trendtag, der schon Tradition hat. Der ÖVM ist prädestiniert dafür und wird uns hier unterstützen. Zusätzlich können wir als Medium dem ÖVM mehr Präsenz ermöglichen, damit dieser seine zukünftig für die Makler wichtigen Themen besser durchsetzen und besser präsentieren kann.
■ Gibt es gemeinsame Ziele?
Ing. Alexander Punzl: Den Berufsstand des Versicherungsmaklers zu stärken, ihm bei seiner täglichen Arbeit zu helfen und ihm Tools an die Hand zu geben, damit er sein Unternehmen erfolgreich und langfristig führen kann. Da sind wir in Kombination ein starkes Team zur Unterstützung der Maklerschaft.
Franz Waghubinger: AssCompact bedient den gesamten Markt, setzt aber einen starken Fokus auf die Makler. Und in diesem Bereich sehe ich das eins zu eins so wie Alexander Punzl.
■ Worin sehen Sie die größten Herausforderungen, die auf die Versicherungsbranche in den nächsten Jahren zukommen?
Ing. Alexander Punzl: Die IDD, DSGVO, die Papierflut und alles, was da womöglich noch auf uns zukommen wird, machen unsere Arbeit immer schwieriger und lenken uns von der Kundenbetreuung ab. Wir brauchen neben der Wirtschaftskammer einen starken Berufsverband, der die Kolleginnen und Kollegen bei diesen Herausforderungen unterstützt. Ganz wichtig ist, und das ist ja auch einer unserer Grundpfeiler, dass wir nur dann bestehen können, wenn wir uns und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entsprechend aus- und weiterbilden. Der ÖVM ist mit seiner Österreichischen Versicherungsakademie der Partner, der die Kolleginnen und Kollegen dabei tatkräftigst unterstützen kann.
Franz Waghubinger: Administration und Weiterbildung sehe ich als Haupt-Herausforderungen. Es wird für die Makler notwendig sein, mittel- und vielleicht sogar kurzfristig Administration wesentlich zu reduzieren und mehr Fokus auf den Kunden zu legen. Zweitens ist Aus- und Weiterbildung nicht nur eine gesetzliche Vorgabe, sondern der Schlüssel, um in Zukunft auch weiterhin die gute Beratungsqualität zu bieten und unseren Berufsstand zu rechtfertigen. Die Versicherungsgesellschaften machen es derzeit speziell kleineren Maklerbetrieben ja auch nicht leichter. Auch sie stehen unter immer stärkerem Kostendruck, die Individualität – z. B. bei Produkten und die Flexibilität etwa im Schaden – leiden darunter. Daher ist ein starker Verband für den einzelnen Makler umso wichtiger. Auch rechtliche Belange kann ein Klein- oder Kleinstbetrieb kaum selber entwickeln, hier braucht er Unterstützung. Die Wirtschaftskammer bietet hier einiges an, aber dort wo es individuell ins Detail geht, können wir als AssCompact und speziell auch der ÖVM zur Seite stehen.
■ Was bedeutet das für die Maklerkolleginnen und -kollegen? Welche Hausaufgaben müssen sie machen?
Ing. Alexander Punzl: Die größte Herausforderung ist sicher die regelmäßige Ausbildung in Form der 15 Stunden. Dies bedeutet sowohl von der Zeit als auch vom Budget her einen größeren Aufwand als bisher. Ein weiteres Schlagwort ist das Thema Digitalisierung. Diese Hausaufgaben müssen der Makler und die Maklerin für sich selber lösen, damit sie in Zukunft wieder genügend Zeit haben, um ihrem ursprünglichen Auftrag einer guten und maßgeschneiderten Kundenbetreuung nachkommen zu können. Insbesondere für den Einzelkämpfer ist wichtig, sich bei nicht alltäglichen Fragen an eine Stelle wenden zu können, bei der er sich informieren kann. In unserem ÖVM-Netzwerk mit immerhin über 550 Mitgliedsbetrieben kann die ganze Kollegenschaft dem Makler bei der Lösung eines Einzelproblems helfen.
Franz Waghubinger: Eine Hausaufgabe ist es, den Fokus auf den Kunden zu richten. Wir müssen mehr Zeit in den Kunden investieren, in die Beratung und die wirkliche Qualität. Zweitens sind digitale Abläufe ganz schwierig für kleine Betriebe. Als AssCompact wollen wir dem Makler Techniken wie z. B. eine kostenlose Zertifikatsverwaltung aller Ausbildungszeiten für Makler und deren Mitarbeiter zugänglich machen, die ihn dabei unterstützen. Das Dritte ist das Thema der Weiterbildung, um künftig die hohe Qualität der Beratung zu gewährleisten. Nur so kann sich der Makler wesentlich von automatisierten Systemen und „Robo-Advisorn“ abheben.
■ Wie kann Sie der ÖVM/AssCompact dabei unterstützen?
Ing. Alexander Punzl: Wir bieten über die Österreichische Versicherungsakademie ein sehr breit gefächertes und schon lang gut laufendes Aus- und Weiterbildungssystem an, das wir laufend erweitern. Wir werden den Referentenpool vergrößern und unsere Seminarinhalte jederzeit auf aktuelle Themen anpassen, wenn es notwendig ist. Der Makler kann über unsere Akademie seine erforderlichen Stunden bei einem unabhängigen Ausbildungsinstitut absolvieren. Wir werden ihn auch bei Problemen in der täglichen Arbeit unterstützen, die er möglicherweise mit einer Versicherung hat. Zudem arbeiten wir gerade an einem Art Rechtsschutz-System für unsere Makler.
Franz Waghubinger: Grundsätzlich über unseren Kernbereich Information – ob über die monatliche Print-Ausgabe, den täglichen Newsletter, die verschiedenen Veranstaltungen und Fachinformationen. Da wird sicher noch das eine oder andere dazukommen. Nicht zu unterschätzen sind auch Kontakte. Der Trendtag ist beispielsweise eine perfekte Kontaktbörse, wo Makler auf Führungskräfte treffen und ein Austausch innerhalb der Branche stattfindet. Nicht zuletzt sehen wir uns als Sprachrohr der gesamten Branche.
- Stichworte:
- ausgabe 02/2019
- interview