<RESILIENZ> – Die oberste Liga der Betriebskontinuität
| 16. März 2021 | Wirtschaft & Steuern
Bereits in der vorigen Ausgabe des Magazins 04/20 hatten wir über den Business Continuity Plan (BCP) geschrieben. Mit diesem Folgeartikel möchten wir zusätzlich Bewusstsein für eine stärkere Bewertung der Betriebsfortführung als zentrale Unternehmensdisziplin schaffen. Und eines möchten wir schon zu Beginn vorwegnehmen:
Es ist ein Thema, mit dem sich jeder Betrieb, unabhängig von Größe und Umsatz, auseinandersetzen muss.
Das erste Mal, als ich das Wort Resilienz in der Schule hörte, war ich beeindruckt von dem, was mein Lehrer dazu sagte. Er erklärte uns, dass es sich dabei um ein eher abstraktes Konzept handelt, das im Grunde genommen die Fähigkeit beschreibt, Krisen ohne langfristige Beeinträchtigung zu meistern.
Ein resilienter Mensch ist analytisch und weiß, wie er das Beste aus dem macht, was ihm zur Verfügung steht. Diese Person ist in der Lage, Möglichkeiten zu sehen, wo andere nur Verwirrung sehen.
Die effektivste Improvisation ist jedoch diejenige, die auf Grundlage von fest etablierten Regeln und Routinen entwickelt wird.
Was wäre, wenn wir das gleiche Konzept bei einem Unternehmen anwenden?
Grundsätzlich ist ein Unternehmen einer Vielzahl von unterschiedlichen Risiken ausgesetzt. Von Lieferanten, die Waren verspätet liefern, über den Verlust von Know-how, weil ein Mitarbeiter das Unternehmen verlässt, über den Ausfall von Hardware oder Software, bis hin zu Extremwetterereignissen, die immer öfter plötzlich eintreten und großen Schaden verursachen können.
Die zentrale Frage dabei ist, wie man sich auf jene Ereignisse vorbereiten kann, die überraschend und mit ungewohnter Intensität eintreten.
Wie erreicht man eine widerstandsfähige Infrastruktur?
Das oberste Ziel der Resilienz ist, Voraussetzungen im Unternehmen zu schaffen, die die empfindlichsten Unternehmensbereiche bei Katastrophen und Störungen schützen, und eine schnelle Wiederherstellung der wichtigsten Systeme und Abläufe ermöglichen. Es gilt, die Abhängigkeit von äußeren Einflüssen zu minimieren. Dies gilt sowohl für große als auch für kleine Betriebe.
In den USA und Kanada setzen sich Unternehmen schon seit langer Zeit mit Resilienz auseinander. In Kontinentaleuropa hingegen beginnen jetzt erst Betriebe damit, diesem Thema mehr Raum zu geben.
Vorteile für Maklerinnen und RisikomangerInnen
Sie als MaklerIn oder RisikomanagerIn können hier einen entscheidenden Beitrag für Ihre Kunden leisten, in dem Sie auf die Bedeutung einer Strategie zur Betriebsfortführung hinweisen. Die für Sie daraus entstehenden Vorteile sind weitreichend:
1 Sie zeigen, dass Sie weiterdenken als andere und können zusätzliche Beratungsdienstleistungen anbieten.
2 Sie helfen, Lücken in der Versicherungspolizze zu schließen.
3 Sie unterstreichen Ihren Wissensvorsprung und sind Up-To-Date.
4 Sie unterstützen Ihre Kunden dabei, den Fortbestand deren Unternehmen zu sichern.
5 Sie helfen Ihren Kunden dabei, viel Geld zu sparen, wenn ein Störfall eintritt, da eine Betriebsunterbrechung abgewendet oder verkürzt werden kann.
Was bringt die Zukunft?
Niemand kann sagen, worauf wir uns für die Zukunft rüsten müssen. Aber das Jahr 2020 hat uns vor Herausforderungen gestellt, die wir uns davor nur schwer vorstellen konnten oder von Verschwörungstheorien kannten.
Jedoch hat die Pandemie ein Umdenken in Gang gesetzt und zahlreiche Manager davon überzeugt, dass es von großem Vorteil ist, wenn Unternehmen auf unvorhergesehene Gefahrensituationen vorbereitet sind und in solchen Situationen schnell gehandelt werden kann.
Was sind die Vorteile von Resilienz für Unternehmen?
1 Reduzierung von Folgekosten und Haftungsfragen:
Ein schnelles und korrektes Handeln bei einem Störfall kann die Wiederherstellungskosten stark minimieren. Außerdem erspart man sich Fragen wie:
„Hätte der Vorfall vermieden werden können?“
oder
„Wer ist für den Schaden verantwortlich?“
2 Senkung der Versicherungskosten und Verkürzung der Betriebsunterbrechungsdauer:
Alles, was vorhersehbar ist, bringt einen Vorteil. Eine belastbare Struktur im Unternehmen sorgt dafür, dass genügend Ressourcen vorhanden sind, um einen Totalausfall zu verhindern. Damit können die potenziellen Kosten einer Betriebsunterbrechung gesenkt werden.
3 Aufwertung des Image:
Mitarbeiter, Geschäftspartner, Lieferanten, Besucher aber auch Anrainer fühlen sich sicher(er), weil sie wissen, dass Sicherheit im Unternehmen an oberster Stelle steht.
4 Nachhaltigkeit: Effiziente Nutzung von Energieressourcen und weniger CO2-Emissionen:
Ein lebenswichtiges Thema für viele Betriebe ist der permanente Zugang zu Energie. Resilienz beinhaltet auch den effizienten Einsatz von Energie. Ein Mangel an Energieversorgung kann intern oder extern sein, und man muss auf beide Szenarien vorbereitet sein.
Ist es wirklich notwendig, in so etwas zu investieren?
Die Zahlen sprechen für sich. Die größten Versicherungsgesellschaften berichten in verschiedenen Publikationen, dass allein im Jahr 2019 in Österreich mehr als 55.000 Schadensmeldungen mit Schadenssummen von über 100 Millionen Euro registriert wurden.
Wir von RISK EXPERTS empfehlen Ihnen, Ihre Kunden zu informieren und den Stellenwert der Betriebsfortführung zu betonen. Die Verantwortung liegt dann bei den Unternehmern: Entweder sie bleiben Risiko-Junkies oder sie sind verantwortungsbewusst und suchen nach Lösungen, wie die vorhandenen Risiken reduziert werden können.