Maklerexpertise auch in Zukunft unverzichtbar
| 28. Jänner 2018 | Ausbildung
Maklerexpertise auch in Zukunft unverzichtbar
Seit 25 Jahren leitet der Vorarlberger Versicherungsmakler Gerhard Veits (Veits & Wolf) die wichtigste Ausbildungsstätte für österreichische Versicherungsmakler/innen. Im Interview mit „Makler Intern“ verrät er das Erfolgsgeheimnis der ÖVA.
Makler Intern: Wofür steht die ÖVA?
Gerhard Veits: 25 Jahre ÖVA spiegeln sich in der Fachkompetenz vieler Versicherungsmakler und Maklerbüros sowie ihrer Mitarbeiter/innen wider. Sie alle profitieren von Top-Vortragenden, bedarfsgerechten Lehrinhalten und praxisorientiertem Unterricht. Die Kontinuität bei Referenten, Lehrplänen und die rasche Reaktion auf Schulungsbedarf etwa infolge neuer Gesetze, Vorschriften und OGH-Judikation sind es auch, die die Akademie für Österreichs Maklerinnen und Makler so unverzichtbar machen.
Was waren die Highlights?
Ein Ereignis, das mich mit Stolz erfüllt, war die Eröffnung des Seminarzentrums in Wien. Die Akademie ist dank dem besonderen Einsatz des ÖVM-Sekretariats heute eine stark und gerne frequentierte Ausbildungsstätte mit viel Charme und modernster Technik. Darüber hinaus sehe ich mit Freude, was aus den vielen ÖVA-TeilnehmerInnen in den vergangenen 25 Jahren geworden ist. Ich persönlich empfinde es als großes Glück, dass die Akademie so viel zu ihrer positiven Entwicklung beitragen konnte.
Was ist das Geheimnis des Erfolgs?
Die Erfolgstory der ÖVA hat viele Väter und Mütter. Da ist einmal das besonders gut abgestimmte Ausbildungsprogramm, der praxisnahe Unterricht und dann die perfekte Betreuung durch die Damen des Sekretariats, die sich ebenso wie die Referenten ihrer Verantwortung bewusst sind und die Akademie mit großem Einsatz beseelen.
Kann man das auch in Zahlen gießen?
Ja natürlich, die Entwicklung der Teilnehmer, Referenten, Kurs- und Seminarangebote, Kursstunden weist kontinuierlich nach oben. Wir haben heute etwa 60 Seminartage mit 480 Schulungsstunden und 1150 Teilnehmer/innen pro Jahr. Das ist gegenüber 2010 nahezu eine Verdoppelung.
Und trotzdem mangelt es an Makler-Nachwuchs?
Ja, leider. Unsere Möglichkeiten, dieser Entwicklung entgegenzuwirken, sind beschränkt. Wir können hier bestenfalls als Schrittmacher, Meinungsbildner und Motivationshelfer agieren. Auch der ÖVM hilft durch eine Vielzahl an Netzwerk- Aktivitäten, die Entscheidung junger Leute für den Maklerberuf zu erleichtern.
Was braucht es für den Maklerberuf?
Die wichtigste Voraussetzung zum Erfolg in der Selbständigkeit ist Begeisterung! Das gilt aber eh für jedes Gewerbe und Handwerk. Ohne Begeisterung wird man bestenfalls „Mittelmaß“. Wenn junge Menschen Enthusiasmus für professionelle Versicherungsberatung entwickeln können, meistern sie auch die hohen Anforderungen, die Ausbildung und die Einhaltung der Berufsnormen mit sich bringen.
Wie hat sich das Kundenverhalten verändert?
Jeder Makler bestimmt das Verhalten seiner Klienten in großem Maße selbst. Wir stellen aber fest, dass die Kunden heute informierter sind und die Erwartungshaltung allgemein gestiegen ist. Dass Kunden heute zudem ungeduldiger sind und kürzere Erledigungszeiten erwarten, ist wohl mit der Verfügbarkeit von Wissen im Internet und dem technologischen Fortschritt zu begründen. E-Mailkorrespondenz ist inzwischen selbstverständlich, Briefe werden immer seltener. Der Kunde erwartet unmittelbare Reaktion und rasche Problemlösung.
Wohin wird die Makler-Ausbildung gehen?
Ganz klar. Die Quantität der Inhalte und Angebote wird sich – bei gleichbleibend hoher Qualität – erheblich vergrößern. Ebenso ist der bereits eingeschlagene Weg der Wissensvermittlung über Webinare und Blended Learning konsequent fortzusetzen und zu verbreitern. Die Lehrinhalte werden wie schon bisher das gesamte Spektrum an Fachkunde, Rechtskunde und Organisation umfassen. Erweiterungen wird die ÖVA stets zeitnah zum Inkrafttreten neuer Gesetze, Vorschriften und Normen umsetzen.
Wie wird das Maklerbüro der Zukunft aussehen?
Natürlich werden sich die Maklerbüros dem technischen Fortschritt nicht verschließen können. An der fortschreitenden Digitalisierung kommen auch die Versicherungsmakler nicht vorbei. Es wird wie immer Vorteile wie Nachteile geben. Und gesetzliche Vorschriften im Zusammenhang mit Datenschutz & Co werden zusätzliche Anforderungen bringen. Ich bin aber überzeugt, dass die persönliche und qualifizierte Beratung weiter unverzichtbar bleibt. Die Online-Abschlüsse werden auf absehbare Zeit nicht Oberhand nehmen.
Was wird auf die Branche zukommen?
Die Digitalisierung hat die Versicherungsbranche voll erfasst, wird weiter forciert und die Zukunft wesentlich beeinflussen. Diese Entwicklung kann man gut oder schlecht finden, aber gerade in Bereichen wie Risikoanalyse und Beratung – zumindest für anspruchsvolle Aufgaben – wird sie an ihre Grenzen stoßen. Ich selbst habe mich vor 35 Jahren selbständig gemacht und hätte mir 1982 nicht im Entferntesten vorstellen können, was 2017 möglich sein wird. Dennoch bleibe ich optimistisch, weil es die individuelle Maklerexpertise auch in Zukunft braucht.
- Stichworte:
- maklerexpertise
- ausgabe 01/2018