Kosten fressen über 50 % vom Gewinn
| 16. Dezember 2020 | Wirtschaft & Steuern
Studie untersucht 50.000 Veranlagungen
Im Schnitt verlieren Sparer und Anleger über 50 % vom Gewinn – nur aufgrund von Kosten und Steuern. Dieses erstaunliche Ergebnis liefert die fynup Studie, bei der über 50.000 Veranlagungen einer genauen Gesamt-Kosten-Analyse unterzogen wurden. Dabei wurden immer die Kombinationen aus Veranlagung (also z.B. Fonds oder ETF) und der Produkthülle inklusive aller Kosten und Kick-backs verglichen.
Schlummerndes Problem für Berater
Herr und Frau Österreicher ahnen nicht, wie sehr sie beim Veranlagen zur Kasse gebeten werden. Im Durchschnitt verlieren Sparer und Anleger mehr als die Hälfte ihres Ertrages – während sie das Gefühl haben, Veranlagungen wären für sie kostenlos. Das ist in der Folge ein Riesen-Problem für Berater. Denn wenn die Kunden – meist erst nach Jahren – das Problem entdecken, ist es fast immer zu spät für sinnvolle Korrekturen. Unzufriedene und verärgerte Klienten sind sozusagen vorprogrammiert.
Was wurde untersucht?
In Österreich sind die Gesamtkosten von Veranlagungen meist nicht klar ersichtlich. Die Kostenstrukturen der Finanzprodukte sind höchst unterschiedlich und nicht standardisiert. Ein automatisierter Vergleich war bis dato unmöglich.
Das Team von fynup hat in jahrelanger Kleinarbeit tausende Seiten Verträge und Bedingungen gängiger Finanzprodukte analysiert und in ein eigens dazu programmiertes System eingespielt, wo es mit Fondsdaten kombiniert wird. Auf Basis dieses einzigartigen Datenbestandes wurden jeweils die Gesamtkosten von 54.381 Veranlagungs-Kombinationen aus Produkthülle (Wertpapier-Depot oder Fondspolizze) und der eigentlichen Veranlagung (z.B. Fonds oder ETF) untersucht.
Sparer verlieren über 50 % vom Gewinn
Die erstaunlichste Erkenntnis der Studie: Im Durchschnitt gehen bei allen untersuchten Veranlagungen über 50 % der Rendite verloren – für Kosten und Steuern. Das bedeutet: Mehr als die Hälfte der erzielten Rendite kommt gar nicht beim Sparer an.
Widerlegt: Vorteile einer Zillmerung
Die hohen Abschlusskosten führen bei gezillmerten Fondspolizzen sogar dazu, dass im Schnitt 15 Jahre lang 100 % der Rendite verloren geht. 20 % aller untersuchten Veranlagungen schaffen es in 30 Jahren nicht einmal, die Inflation auszugleichen.
Die statistischen Auswertungen und Detailberechnungen zeigen klar, dass Konsumenten durch eine Zillmerung keine Vorteile haben. Die Gegenüberstellung gezillmerter und ungezillmerter Fondspolizzen verdeutlicht die negativen Auswirkungen der Art der Kosten-Verteilung.
Wertpapier-Depot oder Fondspolizze?
Zusätzlich wurden auch die Unterschiede der Produkthüllen analysiert. Aufgrund des Kosten- und Steuer-Vergleichs lässt sich keine eindeutige Präferenz für Wertpapier-Depot oder Fondspolizze ableiten. Es lässt sich jedoch eine klare Tendenz nach Laufzeit und Rendite ableiten. Je länger die Laufzeit und je höher die Rendite-Erwartung, umso mehr spricht für eine Fondspolizze; bei kürzerer Laufzeit und geringerer die Rendite-Erwartung ist eher ein Wertpapier-Depot empfehlenswert.
Überraschendes Detail: In der Praxis wird die Hülle meist genau entgegen dieser nachweisbaren Tendenz gewählt.
Am teuersten: Mischfonds
Die Detailanalysen zeigen im Weiteren, dass kein Anleihefonds den Inflationsverlust ausgleichen kann und Mischfonds die teuerste Fonds-Gruppe sind. Trotz höherem Risiko besteht dadurch kaum Chance auf Realwert-Erhalt. Reine Aktienfonds zeigen in ungezillmerten Fondspolizzen den geringsten Renditeverlust.
Passive oder aktive Investments?
Stichwort ETF: Auch der Trend zu passiven Investments wurde aus Sicht der Kosten beleuchtet. Der geringste Renditeverlust ist mit der Kombination aus Fondspolizze und Indexfonds/ETFs möglich. Da der anhaltende Erfolg der ETFs auf den geringen Kosten beruht, zeigen passive Investments in der Analyse natürlich große Kostenvorteile – wie so oft steckt auch hier der Teufel im Detail.
Zum einen ist eine ebenso günstige Produkthülle entscheidend, zum anderen gibt es immer mehr passive Investments mit aktivem Management – und dem entsprechenden Kosten. Eine besonders interessante, aber wenig bekannte Alternative bieten Clean-Share-Classes oder institutionelle Fonds-Tranchen – im Prinzip dieselben Fonds um die Höhe der Provisionen günstiger.
Honorar statt Provision
Die hohen Kosten liegen an den eingepreisten Provisionen. Um in den Genuss provisionsfreier Veranlagungen zu kommen – und langfristig von den Kostenvorteilen zu profitieren – lohnt sich die Anfangsinvestition in eine Honorarberatung. Auch die Tendenz der EU-Regulatoren geht deutlich vernehmbar in diese Richtung. Und letztlich ist auch für Berater ein faires, direkt vom Konsumenten bezahltes Honorar die Lösung mit Zukunft. Transparenz steigert den Wert der eigenen Leistung. Die bewusste Abkehr von unsichtbaren Provisionen und Kick-Backs im Zusammenspiel mit klarer Kommunikation führt letztlich zu langfristig zufriedeneren Kunden und Klienten, die sich selbst in Krisenzeiten gut aufgehoben fühlen. Das bringt mehr Gewinn für Konsumenten und ist ein Gewinn für die gesamte Finanzindustrie.
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